Meissen

 

Johann Friedrich Böttger *1682

 

Die Geschichte  der ältesten Porzellanmanufaktur beginnt  mit Johann Friedrich Böttger *1682.

Als Goldmacher fing für Böttger alles an. Der junge Mann entdeckte schon in der Lehre als Apotherker

seine Leidenschaft für chemische Experimente.Das brachte ihm den Geheimnisvollen Ruf eines Goldmachers ein. Der Preusenkönig erliess daraufhin einen Haftbefehl gegen Böttger, und er floh nach Sachsen.Es herschten  finanzielle Schwierigkeiten  am Hof des Kurfürsten von Sachsen und des Königs von Polen Freidrich August I.Unter dessen Schutz stellte sich Böttger.

Aus diesem Schutz wurde eine,fast bis zum Tod Böttgers dauernde Gefangenschaft. Er sollte für den Kurfürsten Gold herstellen.Er wurde in das sogenannte "Goldhaus", ein Adeptenlabor in Dresten verbannt. 1703 floh Böttger über Prag und Wien nach Enns. Bald aber wurde er nach Dresten zurückgeholt. Ein Mathematiker und ein Physiker überredeten Böttger an der Entwicklung des Porzellans statt der unmöglichen Herstellung von Gold mitzuarbeiten. Am 28.März 1709 meldete er dem König August dem Starken ,die Erfindung des Hartporzellans an.

Am 7.März 1710 ordnete August der Starke an, auf seinem Schloss Albrechtsburg zu Meissen, eine Porzellanmanufaktur einrichten zu lassen.Für Meissen begann dannzumal der Aufstieg zur international renomierten Porzellanstadt.

 Das Meissner Porzellan ist heute noch ein berühmter Begriff, alle Porzellane aus dieser Produktion tragen bereits seit 1722 das Markenzeichen für Porzellan "die gekreuzten Schwerter".

Untenstehender Bericht wurde mir freundlicherweise von Christof von Tschirnhaus übergeben.

E.W.v.Tschirnhaus ist ein Urahne von Ch. v.Tschirnhaus

Ehrenfried Walther von Tschirnhaus

10.4.1651-11.10.1708

Dei vermisste Porzellandose

Spricht man die Erfindungsgeschichte an, so hat sich schon 300 Jahre die Legende vom
Goldmacher Böttger gehalten, der im Auftrag August des Starken künstlich Gold herstellen sollte
und dabei ganz zufällig das Porzellan erfand.
Diese Geschichte von der Zufallserfindung ist nun aber zum Glück widerlegt.

Seit über 30 Jahren betreibe ich Familienforschung und beschäftige mich mit dem bedeutenden
Universalgelehrten, der übrigens kein direkter Vorfahre von mir ist (ein Nebenzweig der Familie),
Seitdem kämpfe ich für die historische Wahrheit und um die Ehre des Porzellanerfinders E.W.v.T.

Noch vor 15 Jahren konnte man mit dem Namen E.W.von Tschirnhaus nicht allzuviel anfangen, nur
in Fachkreisen war der Name ein Begriff.
Das hat sich ja nun erfreulicherweise geändert, auch Dank der Medien, die immer wieder in den
letzten Jahren an den großen Wissenschaftler erinnert haben.

1931 wurde im Ehrensaal des Deutschen Museums zu München eine Büste Böttgers aufgestellt,
in deren Sockelschrift folgendes stand:
"Es gelang ihm, gestützt auf die Vorarbeiten von E.W.von Tschirnhaus als erstem, das Porzellan fabrikmäßig herzustellen." 
Das Wort Erfinder wurde hier bewusst vermieden. Schon 1945 wurde die Böttger-Büste aus dem Ehrensaal entfernt und
bis heute nicht wieder aufgestellt.


E.W.v.T fertigte eine Porzellandose um 1700, deren Existenz man ja bis vor kurzem bezweifelte.
Meine Recherchen ergaben, dass sich die Tabakdose mindestens seit 1914 in der Porzellansammlung in Dresden befand.
Autoren haben noch in den 20er-und 30er Jahren auf diese Porzellandose hingewiesen.
Mein Bekannter aus Dresden erkundigte sich im Jahre 2001 in der Porzellansammlung Dresden nach dieser Dose -ohne Erfolg.
Solch eine Dose von Tschirnhaus würde es dort nicht geben.

In dem Buch "Sächsische populäre Irrtümer"
-von Wolfgang Stumph und Norbert Weiß- kann man folgendes lesen:
Seite 149) "Es gibt sogar Quellen, die ihm -Tschirnhaus-die singuläre Produktion des "weißen Goldes" bereits vor Böttger zusprechen.
Eine "kleine viereckige Tabakdose aus weißem Porzellan"   als Beweisstück    soll sich im Besitz der Dresdner Porzellansammlung
befinden. Was aber im Sommer 2007 per E-Mail von dortiger Stelle kategorisch dementiert wird...."

2009 habe ich den Beweis bzw. die Quelle erhalten, aus der hervorgeht, dass die Porzellandose von Tschirnhaus 1909
von der Porzellansammlung Dresden angekauft wurde!
Der frühere Direktor der Dresdner Porzellansammlung -Herr Prof. Dr. Zimmermann-
hat selbst einen Aufsatz über diese Dose geschrieben: "Eine Porzellanarbeit Tschirnhausens"
In: Cicerone 1 -1909- Seite 186-189, mit einer Abb. dieser Tabakdose.

Wo also ist diese Dose heute geblieben??

Die Antwort aus der Porzellansammlung Dresden gegenüber der Presse lautet, wie folgt:

"Die Dose gibt es lange nicht mehr", lautet die Auskunft des Direktors der Dresdner Porzellansammlung, Ulrich Pietsch,
auf Anfrage der "Freien Presse". Eine Begründung fürs Verschwinden sieht er im Weltkrieg. "Da wurde alles verpackt und ausgelagert".
Möglich sei, dass nicht fotografierte Stücke abhandenkamen. "Doch wenn die Dose von Bedeutung gewesen wäre, müsste
Ernst Zimmermann sie erwähnt haben", sagt Pietsch. "Genau der hat die Dose ja auch beschrieben....
(Freie Presse vom 17.02.2010)
Sehr merkwürdig, eine historische Arbeit ist einfach so verschwunden.
Hier sind meine Recherchen noch nicht beendet.

E.W.von Tschirnhaus hatte sein gesamtes Vermögen für die Verwirklichung seiner Pläne
geopfert. Anlässlich seines Todes wurde er durch Leibniz mit den Worten geehrt:
"Ich habe einen alten Freund und einen hervorragenden Förderer im gemeinsamen Forschen verloren."

 
 

PANORAMA - AKTUELL
Ein Kriminalfall, der schon 300 Jahre Historiker in Atem hält
Serie: Wer war wirklich der Vater des europäischen Porzellans? (Teil 1/2)
 
 Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708), Sächsischer Gelehrter, Erfinder des europäischen Porzellans, nach einem Stich von Martin Bernigeroth
Bonn (Weltexpress) - Schritt für Schritt gehen die Kriminalhistoriker vor im Fall „Europäische Porzellanherstellung“. Denn vor genau 300 Jahren, es war das Jahr 1708, wurde das Rätsel um die Herstellung des Porzellans gelüftet, das bis dahin allein die Chinesen gelöst hatten. Aber: Wer war wirklich der Vater der Porzellanherstellung in Europa? Ehrenfried Walther von Tschirnhaus oder der „Goldmacher“ Johann Friedrich Böttger? Muss die Geschichte der Porzellanherstellung jetzt neu geschrieben werden?
Seit dem Artikel über die 550 km lange Porzellanstraße in unserer Internetzeitung "Weltexpress" (www.weltexpress.info) vom 21. August 2007 ist diese Diskussion neu entbrannt. Der Bericht über das kostbare, zarte Porzellan, auch „weißes Gold“ genannt, hat einen Nachfahren des Ehrenfried Walther von Tschirnhaus erneut auf den Plan gebracht. Der Diamantgutachter Christof von Tschirnhaus kämpft seit über drei Jahrzehnten für die Richtigstellung in der Geschichtsschreibung, sammelt Daten und Dokumente, fand eindeutige Hinweise und Unterlagen, die schon der Tschirnhausforscher Professor Reinhardt 1912 veröffentlicht hat, um der Wahrheit bei dieser „Erfindung“ auf die Spur zu kommen. Er tut es nicht für Geld, es geht ihm um die Ehre und Rehabilitierung seines berühmten Vorfahren.
„Mein größter Erfolg bisher ist die Berichtigung in Sachsens Schulbüchern“, sagt er und zitiert auch den sächsischen Ministerpräsident Georg Milbradt, der bei der Festveranstaltung „2000 Jahre Königreich Sachsen“ auf von Tschirnhaus hinweist, welcher „die Formel für Porzellan entwickelte“. Doch das ist nicht alles. Auf den Internetseiten der Technischen Universität (TU) Dresden kann man seit 2005 u.a lesen, dass es „dem kursächsischen Rat und Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708) nach jahrelangen Versuchen in seinem Schmelztiegel gelang, das erste Stück weißen Hartporzellans herzustellen“. Und da beginnt die wahrhaft spannende Geschichte: Sein Gehilfe, der Alchimist Johann Friedrich Böttger (1682-1719) bediente sich kurz nach dem Tod von Tschirnhaus dessen Rezeptur und stellte so Porzellan her. Aber dann ging er noch weiter und gab sich in der Folgezeit als der Erfinder des Rezeptes aus. „Irrtum“, so Christof von Tschirnhaus mit Nachdruck, nicht Böttger sei der Erfinder, sondern sein Vorfahr, der Opfer von Machenschaften wurde, die bis heute nachwirken. Doch Böttger-Anhänger geben ihm Contra. Dieser Kriminalfall geht weiter.
Für Christof von Tschirnhaus ist es eine Unwahrheit, die sich auf die Legende stützt, dass Böttger als Gefangener auf Befehl August des Starken in Dresden Gold machen sollte und dabei „zufällig“ das Porzellan erfand. Und genau hierin liegt der Schlüssel zur Wahrheit, eine sicherlich dankbare Aufgabe für interessierte Historiker, die es bisher noch nicht gewagt hatten, dieses schwierige Thema aufzugreifen. Doch der heutige von Tschirnhaus hat bereits viele Quellen aufgetan, die ihm Recht geben. Im Jahre 2008 wird die 300-Jahrfeier in Meißen sicherlich nicht ohne Konfliktstoff sein, wenn er nachweist, dass sein Vorfahr fast 20 Jahre lang „dem Geheimnis der Porzellanherstellung der Chinesen auf der Spur war und zwar mit nüchterner Forschung und harter Arbeit, die schließlich zum Ziel führten“. Denn sein Vorfahr hatte sich schon mit Porzellanherstellung beschäftigt, als Böttger noch ein kleiner Junge war. Beweise liegen vor, dass der Chef der kurfürstlichen Laboratorien, von Tschirnhaus, bereits 1694 und 1704 Porzellanproben an seinen Freund Gottfried Wilhelm Leibniz sandte. Man beachte hier die Daten, denn dabei wird es später eng.
Eigentlich hatte schon vor über 300 Jahren der Theaterdonner begonnen, denn Böttger war schon damals nicht unumstritten. Zunächst war er ein eifriger 14jähriger Apothekerlehrling beim Berliner Apotheker Friedrich Zorn. Böttger war fleißig, wissbegierig und talentiert. Er zeigte großes Interesse an Chemie. Und hier beginnt sein Verhängnis. Er träumte davon, wie viele seiner damaligen Zeitgenossen, Gold herstellen zu können. Mit dem „Stein der Weisen“ oder „Lapis Philosophorum“ glaubte er, unedles Metall in Gold verwandeln zu können. Heimlich schlich er sich in das Apothekerlabor, und hier beschwor er die Geister der Alchemie. Zwei geheimnisvolle Wegbegleiter sollte er dann treffen, den Chemiker Johann Kunckel von Löwenstjern, ein Anhänger der Verwandelbarkeit von Metallen und den geheimnisumwitterten griechischen Mönch Lascaris. Er soll angeblich Böttger in die Geheimnisse des Goldmachens eingeweiht haben. Doch Apotheker Zorn war kritisch und verlangte von Böttger ein öffentliches Experiment. Im Oktober 1701 sollte Böttger unter Zeugen 15 silberne Zweigroschenstücke in Gold verwandeln, dieses klappte angeblich – natürlich durch einen Taschenspielertrick. Denn die Herstellung von Gold aus unedlen Metallen ist erst nach der Entdeckung der Kernspaltung im 20. Jahrhundert möglich geworden. Davon sollte Böttger naturgemäß nie erfahren.
Erfahren hat aber die angebliche „Goldmacherei“ Friedrich I. König von Preußen, der seine Staatskasse gerne aufgefüllt hätte. Mit Gold. Er bestellte Böttger zu sich an den Hof, wo dieser natürlich nicht erschien. 1000 Taler setzte der König auf seine Ergreifung aus, doch im Dunkel der Nacht floh Böttger am 29. Oktober 1701 in einem Planwagen versteckt in das sächsische Wittenberg, das hinter der preußischen Grenze lag. Doch er kam vom Regen in die Traufe, denn in Wittenberg suchte ihn nun der sächsische Kurfürst und König von Polen Friedrich August, August der Starke genannt, der ebenfalls vom Goldmacher gehört hatte und in Geldnöten war.
Ihm gelang es, Böttger unter starker Bewachung nach Dresden zu bringen. Hier musste er unter den Augen des Statthalters sein Experiment wiederholen, was ihm misslang. Böttger wusste, dass Trickbetrügern der Galgen drohte. Also machte er sich, nolens volens, von August gezwungen, in einem Dresdner Laboratorium an die Arbeit. Ziel: Gold! Das sollte er dann auch ab November 1701 in Dresden unter der Regie des Statthalters Fürst von Fürstenberg, der sich selbst für die Fertigung von Gold interessierte, fortführen. Böttgers Fluchtversuche in den nächsten Monaten misslangen, er wurde in dem so genannten Bünauschen Haus in Dresden streng bewacht. Und hier erst, im März 1702, traf zufällig der Herr von Tschirnhaus, der gerade von einer Frankreichreise zurückgekehrt war, zum ersten Mal in seinem Leben den „Goldjungen“ Böttger, der seinerseits immer mehr um sein Leben bangte, weil das glitzernde Gold einfach nicht zu machen war. Tschirnhaus überwachte im Labor seine Versuche. Doch beide wussten, dass man kein Gold fingieren konnte. Und wieder floh Böttger über Prag nach Wien, wurde zurückgeholt und arbeitete ab Mai 1704 auf Weisung des Königs wieder unter Aufsicht von Tschirnhaus, der im Mai 1706 feuerfeste Schmelztiegel für Böttgers Versuche herstellen ließ. Damit war das „rote Porzellan“ geschaffen, das, so meinen viele Wissenschaftler, zu Unrecht den Namen „Böttger-Steinzeug“ erhielt.
Doch das Gold war für Böttger immer noch nicht vom Tisch. Er behauptete gar, dass die Gehilfen und Tschirnhaus Schuld an seinen Misserfolgen seien. Dann erwartete ihn die Festung Königstein ab September 1706. Hier musste er nicht mehr im Laboratorium arbeiten und tat ein ganzes Jahr lang nichts. Tschirnhaus kam ihm zu Hilfe, indem er ihm im Oktober 1707 riet, mit der Fabrikation von Delfter Geschirr zu beginnen. Das hatte er in den Jahren zuvor während seiner Studienreisen durch Holland in den Delfter Fabriken kennen gelernt. Böttger war beschäftigt.
Und nun zu Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Er gehört zu den bedeutendsten Gelehrten, die Sachsen hervorgebracht hat. An der Universität Leiden ausgebildet und an der Royal Society in London sowie der Académie Royale des Sciences in Paris, deren erstes deutsches Mitglied er später wurde, stand er in Verbindung mit den geistigen Größen seiner Zeit und beeinflusste die Frühaufklärung in Europa. Als Naturwissenschaftler trug er mit mathematischen Arbeiten wie mit angewandten physikalischen und chemischen Forschungen zum Fortschritt seiner Zeit ebenso bei, wie durch seine Bemühungen um das Manufakturwesen in Sachsen. Bewiesen werden kann weiter, dass der Gelehrte jahrelang an der Rezeptur für das Porzellan gearbeitet hat. Vorher hatte er Holz sparende Öfen konstruiert und im Jahre 1691 besaß er eine Brennlinse, die seinen Namen berühmt machte. Schon seit 1696 vertraute ihm der König und erlaubte ihm einen ungehinderten Zutritt zu seinem Schloss.
Und nun das wichtigste Ereignis im Leben von Tschirnhaus. Am 25. Juni 1708 erhielt er aus Schneeberg eine Probe Kaolin, ein Beweis, dass die beste Porzellanerde Sachsens, die berühmte „Auer Erde“ schon damals in seinem Labor landete. Zur Herstellung von Porzellan wird Kaolin dringend als wesentlicher Bestandteil benötigt, jene lockere Masse aus weißem Gestein, das seinen Namen nach dem chinesischen Fundort Kaoling erhielt. Tschirnhaus hatte somit die neue Porzellanerde noch in den Händen gehabt und einen Becher gebrannt, bevor er im September 1708 unerwartet an der so genannten „roten Ruhr “schwer erkrankte. Dennoch gelang ihm noch die wissenschaftliche Entdeckung der Porzellanherstellung – sein größter Erfolg, den er aber nicht mehr feiern konnte. Doch kurz nach seiner Entdeckung und nur wenige Monate vor seinem Tod am 11. Oktober 1708 wurde er vom König zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur ernannt. Der König versprach Geld, eine Pension und Grundbesitz für ihn und seine Kinder. Zur Sicherheit hatte Tschirnhaus, als er sein Ende nahen spürte, noch seinem Vertrauten, Pabst von Ohain, ein Kästchen mit versiegelten Schriftstücken übergeben. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Triumph, Victoria!“.
Und wie ging es nach Tschirnhaus Tod im Forschungs-Laboratorium in Dresden weiter? Wie kam Böttger an die Geheim-Rezepturen? Wieso konnte Böttger mit einem Eid „In nomine Jesu“ bezeugen, er, Böttger, habe die Rezeptur für Porzellan erfunden? Verrat und Betrug waren im Spiel, wie Wissenschaftler beweisen sollten, der Wille zur Richtigstellung zieht weite Kreise. Fortsetzung folgt: Der Porzellan-Krimi ist noch nicht zu Ende.
Angaben zu den urkundlichen Quellen im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden Archivstraße 14, 01074 Dresden:
Loc. 1340, Sächsische Hauptstaatsarchiv Dresden: A. Varia, Johann Friedrich Böttgers und Consorten Angelegenheiten bertr. Desgl. Die Porzellanfabrik 1708-1739, Conv. I.
Loc. 1341, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden: Acta Varia, Böttgers Briefschaften ingleichen das Porcelain Manufaktur Direktorium sowie verschiedene Arcana betr. ao.1701-1707
Loc. 976, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Kabinett: Des Stadthalters, Fürsten von Fürstenberg Briefe an den Grafen von Beichlingen, und von diesem, auch verschiedenen anderen an Stadthalter abgelaßene Schreiben.
Loc. 2097, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden Nr.49: Eigenhändige Notizen des König August II. von Polen.
Loc. 1357, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden: Die denen Tschirnhausischen Kindern ertheilte Anwartung auf ein Lehnsgut betr. ao. 1709-1717
Loc. 379, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden: Die Königl. Bibliothek und die hierzu bestellten Bibliothecarios ingl. Das dem Collegio Curiosorum ertheilte Privilegium betr. ao. 1703-93 Loc. 489, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Kabinett: Allerhand Projecte und Vorschläge betr. 1702 sqq.
Literaturangaben:
"Ehrenfried Walther von Tschirnhaus - Der Weg zum Porzellan" von Dieter Bauke Technische Universität Otto von Guericke, Magdeburg, 1990
"Beiträge zur Lebensgeschichte von E.W.von Tschirnhaus" von Prof. Curt Reinhardt St. Afra in Meißen, 1903
"Tschirnhaus oder Böttger" von Prof. Curt Reinhardt, Neues Laus. Mag. 88, 1912
"Tschirnhausens Forschungslaboratorium für Porzellan in Dresden" von Prof. Curt Reinhardt. Neuse Laus. Mag. 105, 1930
"E.W.von Tschirnhaus und die Frühaufklärung in Mittel- und Osteuropa" von Prof. Eduard Winter, Berlin, 1960
"Gedenkrede auf Herrn von Tschirnhaus" von M.de Fontenelle, 1729
"Ehrenfried Walther von Tschirnhaus" von Prof. Rudolph Zaunick, Herausgegeben von Prof. Dunsch, Hellerau Verlag Dresden, 2001
"Die Erfindung des europäischen Porzellans durch Tschirnhaus" von Karl-Heinz Ziolko, Siegen, 2002
"Naturwissenschaftler und Erfinder" - Ein Mathematiker erfand das europäische Porzellan- von Dr. Klaus Biener, Humboldt Universität zu Berlin, 2005
 
• Autor: Dorothea F. Voigtländer
E-Mail: redaktion@weltexpress.info
Abfassungsdatum: 09.01. 2008
Foto: © Weltexpress
Verwertung: Weltexpress
Alle Rechte bei der Autorin
Quelle: www.weltexpress.info
Update: Berlin, 10.01. 2008


Jetzt dem Geheimnis der Porzellanherstellung auf der richtigen Spur!
Serie: Wer war wirklich der Vater des europäischen Porzellans? (Teil 2/2)
 
 Christof von Tschirnhaus aus Lübeck , ein Nachfahre, kämpft seit über 30 Jahren um die Wahrheit der Porzellanerfindung seines Vorfahren
Bonn (Weltexpress) – Plötzlich war er tot: der 57-Jährige Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, deutscher Mathematiker, Physiker und Philosoph. Ihm war es wenige Tage vor seinem Ableben am 11. Oktober 1708 mit Hilfe von Kaolin gelungen, endlich das lange erforschte Hartporzellan herzustellen. Dieses Kaolin kam aus der „Auer Erde“, der besten Porzellanerde Sachsens, die er noch voller Freude mit den Fingern befühlt hatte.
Zur Herstellung von Porzellan wird Kaolin als Grundsubstanz und damit dringend benötigt, jene lockere Masse aus weißem Gestein, das seinen Namen nach dem ursprünglichen chinesischen Fundort Kaoling erhielt, wie wir im ersten Artikel ausgeführt hatten. Und so war es dem zuerst theoretisch Forschenden noch kurz vor seinem plötzlichen Tod vergönnt, endlich, nach jahrelangen Versuchen, das erste europäische Hartporzellan mit Kaolin herzustellen. Sein Premierenstück war ein Porzellanbecher, den er noch in den Händen hielt, voller Stolz und Zufriedenheit. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Triumph, Victoria!“. Schon im Februar 1694 berichtete Tschirnhaus in Briefen an Leibniz über seine Experimente und dabei auch, dass diese ihn auf den Gedanken gebracht hätten, Porzellan zu bereiten. Die Chinesen hatten dieses Geheimnis schon im 7. Jahrhundert entschlüsselt. Für den Naturforscher, den Schöpfer der ersten großen Brennspiegel und Brennlinsen, den Gründer der ersten sächsischen Glashütte und Initiator zur Schaffung einer deutschen Porzellanindustrie, war dies eine weitere Herausforderung gewesen. Für solche Leistungen erhielt von Tschirnhaus 1692 den Titel eines kurfürstlichen Rates. Einige seiner Brennspiegel und Brennlinsen sind noch heute in verschiedenen Museen in Dresden, München und Kassel zu sehen.
Und nun der Durchbruch hin zur Porzellanherstellung, trotz der Behinderung durch seine plötzliche Krankheit ab Ende September 1708. Wenige Wochen zuvor hatte schon der sächsische Kurfürst und König, August der Starke, eine materielle und beruflich gesicherte Zukunft für ihn und seine Kinder versprochen. Sicherheitshalber hatte von Tschirnhaus noch während seiner Erkrankung seine Porzellanrezepturen, seinen wissenschaftlichen Nachlass, seinem Vertrauten Pabst von Ohain in versiegelten Schriftstücken übergeben. Doch bald kam es zu den ersten Gerüchten. Ende September erkrankt, mitten in der ersten Produktionsphase für Porzellan, und dann war er am 11. Oktober schon tot. Ging es da mit rechten Dingen zu? Gerüchte machten die Runde und blühten und gediehen.
Sein Lehrling, der erfolglose „Goldmacher“ Böttger, den er in seine Arbeiten miteinbezogen hatte, weil dieser sein Wunschobjekt Gold einfach nicht herstellen konnte, soll sich bestürzt gezeigt haben über den allzu plötzlichen Tod seines Mentors. Die entscheidenden chemischen Detailinformationen und Formeln zur Herstellung von Porzellan fehlten ihm und seinen Mitarbeitern im Labor noch. Niemand wusste nun, wie es weitergehen sollte. Die Porzellanarbeiten fanden zunächst einmal ein Ende. Doch drei Tage nach dem Tod von Tschirnhaus gab es noch eine Merkwürdigkeit: Böttger machte eine Meldung an den Statthalter Egon Fürst von Fürstenberg von einem Einbruch im Hause des Verstorbenen, bei welcher Gelegenheit jener von Tschirnhaus gefertigte kleine Porzellanbecher abhanden gekommen sei. Dieser Bericht ist ein besonders wichtiges Zeugnis, denn damit bestätigt Böttger selbst, dass es sich um ein echtes Porzellanerzeugnis des Herrn von Tschirnhaus handelte. Dann tat sich im Labor einstweilen gar nichts mehr. Bis zum 20. März 1709. Da kam der ehemalige Hauslehrer der Adelsfamilie von Tschirnhaus, der Jurist Johann Melchior Steinbrück auf den Plan: Er sichtete den Nachlass der total verarmten Adelsfamilie, denn von Tschirnhaus hatte alle seine finanziellen Mittel in seine Forschungsarbeiten gesteckt, nicht einmal seine Beerdigung konnte würdig vonstatten gehen. Und der König dachte nicht mehr daran, seine Versprechen zu erfüllen, den Kindern eine Pension zu sichern und Ländereien zu übergeben. Tot und aus!
Nun ging es aber um die Geheimrezepte zur Porzellanherstellung. Steinbrück hatte sich von den Unterlagen seines Auftraggebers Abschriften gemacht, war aber kein Fachmann auf chemischem Gebiet, obwohl er so einige Grundzüge der Physik und Mathematik von Tschirnhaus erfahren hatte. Im Forschungslaboratorium auf der Jungfernbastei in Dresden traf er nun auf Johann Friedrich Böttger, der ja ein enger Mitarbeiter von Tschirnhaus gewesen war. Böttger kannte den Stand der Arbeiten bis zum Tod von Tschirnhaus und jenen berühmten ersten Porzellanbecher, dessen Existenz er, wie oben geschrieben, drei Tage nach dem Tode von Tschirnhaus in seinem Bericht vom 14. Oktober 1708 bestätigte.
Und plötzlich kam nun Melchior Steinbrück nach Dresden. So kam es zu einer Begegnung von großer Tragweite für Böttger am 20. März 1709, fünf Monate nach dem Tod von Tschirnhaus. Steinbrück hatte als erster und einziger Zugang zu den wesentlichen Informationen. Historiker sagen, dass nur er und Böttger wussten, was dann geschah. Tatsache ist, dass Böttger, dem entscheidendes chemisches Detailwissen bis dahin fehlte, am 28. März 1709 dem König „seine Erfindung des weißen Goldes“ berichtete. Welch ein Zufall! Also muss Steinbrück die theoretischen Aufzeichnungen und Berechnungen der Rezepte von Tschirnhaus an Böttger weitergegeben haben. Mit der Hilfe Steinbrücks hatte er als erster und einziger Zugang zu den wesentlichen Details. Freundesverrat? Geistiger Diebstahl? Und dann ging alles ganz schnell: Böttger wurde Leiter der ersten Porzellan-Manufaktur Europas. Steinbrück ernannte er zu seinem Inspektor, und außerdem heiratete Steinbrück die Schwester von Böttger. Es blieb alles in der „Familie“. Gib mir Deine Aufzeichnungen, dann bekommst Du meine Schwester!
Böttger bezeichnete sich nun als der „Erfinder des Porzellans“, er hatte die Unterlagen und Rezepte sowie die Räumlichkeiten zur Produktion. Mit seinem Eid „In nomine Jesu“ bestätigte er, wirklich das Porzellan erfunden zu haben. Damit entwürdigte er das Andenken seines Meisters und Wohltäters Tschirnhaus. Solche Eide soll Böttger nach Untersuchungen von Prof. Reinhardt öfter geschworen haben. Doch der wirkliche Erfinder ist, wie heute nach Recherchen von Wissenschaftlern und Historikern immer klarer wird, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Er hatte es sich zum Leitspruch gemacht: „In der Erforschung der Wahrheit unaufhaltsam vorwärts schreiten“. Seitdem der Böttger-Legende auf die Finger geschaut wird, unterscheidet man zwischen der Geschichte der Porzellan-Nacherfindung und der Geschichte der Porzellan-Fabrikation. Nun hieß der Erfinder des Porzellans also Böttger. Der angebliche Goldmacher Böttger rettete damit seinen Kopf, denn da er kein Gold machen konnte, machte er nun Porzellan. August der Starke war es zufrieden. Tschirnhaus sollte in Vergessenheit geraten.
Doch immer wieder rissen Wissenschaftler und Historiker diese alte Wunde auf. Die Beweise für Tschirnhaus waren zu schlagkräftig, doch der „Kriminalfall“ zog sich in die Länge. Fast 300 Jahre. Denn da kam Christof von Tschirnhaus, Nachfahre derer von Tschirnhaus auf die Bühne, der als 14jähriger von seinem Chemielehrer erstmals von dem „Porzellanstreit“ erfuhr. Neugierig geworden, wühlte er in den Akten seines Großvaters auf dem Speicher seines Elternhauses in Lübeck. „Der hat schon in den 50er Jahren erreicht, dass der Brockhaus einen Eintrag änderte“, berichtete er stolz. Christof von Tschirnhaus trat in die Fußstapfen seines Vorfahren, er wurde Diamantgutachter. Sein Vorfahr Ehrenfried Walther von Tschirnhaus hatte übrigens ebenfalls mit Edelsteinen zu tun. 1696 erhielt er von August dem Starken den Auftrag, die Edelsteinvorkommen Sachsens zu untersuchen. Er entdeckte ein Amethyst- und Achatvorkommen. Nun gehörte das Auffinden und Schleifen von Edelstein zu einer seiner Hauptbeschäftigungen.
Vor über 30 Jahren begann Christof von Tschirnhaus mit seinen gründlichen Recherchen, um endlich die historische Wahrheit ans Licht zu bringen. Es geht ihm „um die historische Wahrheit und um Gerechtigkeit im Namen der ganzen Familie“, erklärte er. Er schrieb Briefe, suchte in Bibliotheken und Museen, fand urkundliche Quellen und Zeugenaussagen, die unbeachtet geblieben waren, sprach darüber mit Fachleuten und suchte Details in der Familiengeschichte, die im Adelsschloss in Kieslingswalde begann, bis schließlich immer mehr Historiker auf ihn aufmerksam wurden. Tatsächlich erreichte er es, dass in vielen Nachschlagewerken aufgrund seiner Beweise, in Schulbüchern und Reisebüchern nicht Böttger, sondern Tschirnhaus als der „wahre“ Erfinder des Porzellans genannt wird. Böttger habe diese Erfindung lediglich ausgebaut, die Masse verbessert, die Glasur entwickelt und die Herstellung in der Manufaktur in Dresden, dann in Meißen geleitet. Im Alkoholrausch habe er dem Generalsekretär der Meißner Manufaktur aber 1719 selbst eingestanden, dass die „schriftliche Wissenschaft vom Porzellan „vom seeligen Herrn von Tschirnhausen herkommt“. Das Jahr 1719 hatte es in sich, denn in diesem Jahr flieht der Arkanist Samuel Stötzel aus Meißen und verrät das Porzellangeheimnis. Er bekundet, dass nicht Böttger, sondern Tschirnhaus das Porzellan erfunden habe. Und noch einmal 1719: Da schreibt der Generalsekretär der Meißner Manufaktur Caspar Bussius in seinem Bericht, „dass die Porzellanerfindung nicht von Böttger“, „sondern von dem seeligen Herrn von Tschirnhausen herkommt und dessen schriftliche Wissenschaft ihm durch den Inspektor Steinbrück zugebracht wurden sey“. Und jetzt lösen sich die Rätsel in diesem Porzellankrimi.
Der damalige sächsische Ministerpräsident Prof. Kurt Biedenkopf setzte sich 2001 für eine Würdigung des Universalgelehrten Tschirnhaus ein. Schulbücher wurden korrigiert, im Jahre 2000 kontaktierte ihn der Adelsexperte Rolf Seelmann - Eggebert vom NDR, und der MDR produzierte einen Dokumentarfilm zu dem Thema „Der Porzellanerfinder E. W. von Tschirnhaus“, der neunmal gesendet wurde. Christof von Tschirnhaus meldet heute zufrieden: „Zu drei weiteren MDR-Produktionen wurde ich in den letzten Jahren eingeladen, ebenso meldeten sich nochmals der NDR, SWR und Focus. Ich bekam plötzlich Anfragen aus ganz Deutschland, den USA und Japan, Lexika, Museen und Reiseführer brachten Korrekturen.“ Der Dresdener Schauspieler und Autor Wolfgang Stumpf schreibt in seinem Buch „Sächsische populäre Irrtümer“ folgendes: „…Es gibt sogar Quellen, die ihm (Tschirnhaus) die singuläre Produktion des weißen Goldes bereits vor Böttger zusprechen. Eine kleine viereckige Tabakdose aus weißem Porzellan als Beweisstück soll sich im Besitz der Dresdner Porzellansammlung befinden, was aber im Sommer 2007 per E-Mail von dortiger Stelle kategorisch dementiert wird. Ehe wir es auf einen handfesten Porzellanstreit ankommen lassen, lassen wir es einfach dabei…“. Dass es diese Tabakdose wirklich gegeben hat, darüber schrieb der frühere Direktor der Dresdner Porzellansammlung Professor Zimmermann mit einer Abbildung einer Tabakdose im Jahre 1909. Andere Autoren weisen ebenfalls auf diese Dose von Tschirnhaus in der Porzellansammlung hin. Darum ist Christof von Tschirnhaus auch so entgeistert, „dass sich bis heute die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen GmbH gegen die ‚Wiederentdeckung’ und die Wahrheitsfindung von Tschirnhaus als dem eigentlichen Porzellanerfinder wehrt mit Gegenargumenten und gar Drehverboten für das Fernsehen“.
Das Sächsische Staatsinstitut für Bildung und Schulentwicklung, das Comenius-Institut, schrieb ihm, „dass sein Einwand völlig zu recht besteht…und muss schnellstmöglich geändert werden….indem wir die Änderung in der nächsten Auflage der uns bekannten Schulbücher veranlassen“. Im Schulbuch GEOS - aus dem Verlag Volk und Wissen- ist zu lesen: „Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708) gelang die Herstellung des europäischen Hartporzellans, die Johann Friedrich Böttger weiterentwickelte“. Der Verlag Baedeker hat ebenfalls Verbesserungen vorgenommen. Das will auch der ADAC Verlag GmbH. Das Sächsische Industriemuseum Chemnitz wollte 2007 in einer Publikation einen Beitrag erscheinen lassen mit dem Titel: „E. W. von Tschirnhaus – Ganz Sachsen hat Tschirnhaus vergessen!“ Leider ist dieser Artikel nicht erschienen, da die Porzellan-Manufaktur Meissen keine Genehmigung für die Veröffentlichung ihrer Porzellanfotos gab. Vorab wollte man auch den Text lesen.
In einem Schreiben der Sächsischen Staatskanzlei ist zu erfahren, dass auch von dort alles getan werde, „die Verdienste dieses Gelehrten und Forschers zu würdigen“. Die Rolle Ehrenfried Walther von Tschirnhaus als eigentlicher Erfinder des europäischen Porzellans wird noch immer nicht richtig gewürdigt“, schreibt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Und auch andere Publikationsorgane und Historiker wollen mit der Legende Böttger aufräumen.
Gerade hat der Hörfunk in Sachsen die Sensation verbreitet, dass es dem „Goldmacher“ Böttger tatsächlich noch 1713 gelungen sein soll, aus Blei Gold zu machen. Der Beweis soll ein Goldklumpen sein, der sich noch heute im Dresdner-Zwinger befindet. Auch dort bestätigt man diese sagenhafte Geschichte. Ob das die Besucher wohl glauben? Juweliere und Goldschmiede aus Deutschland haben diese Nachricht mit Begeisterung aufgenommen.
Die Nachfrage nach Blei soll in den letzten Wochen enorm gewesen sein! Na ja!
In diesem Jahr feiert die Stadt Meißen 300 Jahre Porzellan. Der Todestag von Porzellanentdecker Tschirnhaus jährt sich in diesem Jahr ebenfalls zum 300. Mal. Die historische Wahrheit hat sich endlich ihren Weg gebahnt. Es darf also gefeiert werden.
* * *
Urkundliche Quellen und Zeugenaussagen
* Ende September 1707 wird Böttger erst in der Porzellan-Forschung tätig. (Hauptstaatsarchiv Dresden (H.St.A. genannt ), Loc.1341).
* Noch im Sept 1707 sträubte sich Böttger zur Mitarbeit an der Porzellenherstellung. Er wolle sich nicht "in die Porcelain-Arbeit melieren, die Tschirnhausens Angelegenheit sei." (H.St.A.Dresden, Artikel Böttger der Encykloädie der Wissenschaften und Künste, 11.Teil,1823)
Das neue Forschungslaboratorium, welches am 22. Sept.1707 in Betrieb genommen wurde, hat man für E.W.v.Tschirnhaus gebaut. Nach seinen Plänen wurde mit dem Bau bereits 1706 begonnen (H.St.A.Dresden Loc 976).
* Brief Böttgers vom 14.10.1708, geschrieben drei Tage nach dem Tode von Tschirnhaus, in dem er die Herstellung eines Porzellanbechers durch E.W.v.Tschirnhaus bestätigt, (H.St.A.Dresden Loc.976). Denn am 25. Juni 1708 sandte Christoph Martin Dörfler aus Schneeberg u.a. eine Probe Kaolin in das Forschungslaboratorium (H.St.A.Dresden Loc 1340). Damit ist auch der Beweis geliefert, dass die beste Porzellanerde Sachsens, die berühmte "Auer Erde" bereits im Juli 1708 in Tschirnhausnes Laboratorium eingeliefert worden ist.
Tschirnhaus hatte somit die neue Porzellanerde noch in den Händen gehabt bevor er im Okt 1708 starb.
* Auch das rote Steinzeug ist eine Erfindung von E.W.v.Tschirnhaus aus dem Jahre 1706. (Brockhaus 1974)
*v.Tschirnhaus wird vom König zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur ernannt (H.St.A.Dresden, Königliche Resolution über die Böttgerschen Rechnungen, 1708) - und August verfügte, "...daß wir dem Herrn von Tschirnhausen 2561 Thaler haben auszahlen lassen..." (H.St.A.Dresden Loc 2097, Nr.49).
* Außerdem versprach ihm der König den Reisewitzischen Garten bei Dresden, ferner ein "apertes Lehngut von mediocren Wert", seinen "Kindern aber nach seinem Tode jedem eine gewisse Summe Geld nebst ihres Vaters Pension auf etliche Jahre." (H.St.A.Dresden Loc.1357, ao.1709-1715, Orginal des Dekrets)
* Ganz plötzlich wurde E.W.v.Tschirnhaus am 11.10.1708 von der roten Ruhr dahingerafft. Im Forschungslaboratorium herrschte große Betrübnis, denn keiner wußte, -auch Böttger nicht- wie es mit den Arbeiten weitergehen sollte.
Bis zum 20.3.1709 ruhten die Porzellanarbeiten, dann traf Melchior Steinbrück in Dresden ein. Er war der Hauslehrer der Familie v.Tschirnhaus und hatte nun die Aufgabe, den Nachlaß zu sichten. Hier fielen ihm u.a auch die Porzellanrezepte in die Hände. (H.St.A.Dresden Loc 379/381)
* Am 20.3.1709 unterzeichnete Steinbrück vor einem Notar die Aufstellung des Nachlasses von Tschirnhaus`und traf in diesen Tagen mit Böttger zusammen, der dann plötzlich am 28.3.1709 -also nur acht Tage später- dem König die Erfindung des Porzellans meldete. Böttger wurde Leiter der ersten Porzellan-Manufaktur Europas. Er ernannte Steinbrück zum Inspektor, dieser heiratete dann Böttgers Schwester.
Es folgen weitere historische Zeugenaussagen:
"Das Meissener Porcellain ist nach dem berühmten Zschernhausen anfänglich ausgefunden nachgehendts von Böttger zur besseren Perfection gebracht." (H.St.A.Dresden Loc 1341)
* Fontenelle, Mitglied der Pariser Akademie, nennt 1709 v.Tschirnhaus als Erfinder. ("Eloge de M. de Tschirnhaus" 1709 von Fontenelle, Bernard)
* 1719 flieht der Arkanist Samuel Stölzel aus Meißen nach Wien und verrät dort das Porzellangeheimnis. Er bekundet, daß nicht Böttger, sondern von Tschirnhaus das Porzellan erfunden habe. Im selben Jahr schreibt der Generalsekretär der Meißner Manufaktur -Caspar Bussius- in seinem Bericht vom 19.1.1719: "daß die Porzellanerfindung nicht von Böttger, sondern von dem seeligen Herrn von Tschirnhausen herkommt und dessen schriftliche Wissenschaft ihm durch den Inspektor Steinbrück zugebracht worden sey." (H.St.A.Dresden,Hempel 1823, S.292, u."Porzellan aus der Manufaktur" von G.Meier, S.175, Berlin 1981)
Und in der Tat hat Steinbrück 1718 in einer Abfassung mit eigenen Worten zugegeben, den handschriftlichen Nachlaß von Tschirnhaus benutzt, bzw. sich von den Manuskripten Abschriften gemacht zu haben. Ferner berichtet er, dass er über die Art, wie Böttger das Porzellan erfunden habe, nicht ganz im klaren sei.
("Nachrichten über die im Chursächssischen Ertz-Gebirge befindlichen Edelen guthen und raren Gesteine" -Kgl.Bibliothek Dresden Ms.J. 275, 1718-)
Und ein Jahr zuvor bestätigt Steinbrück ausdrücklich:
"Herr v.Tschirnhaus hatte bereits 1699 sich mit porcellain-Machen bemüht, und weisse unglasierte Gefäsgen bey denen Töpfern und in der Glashütte zu Dresden brennen lassen..." (Steinbrück, Melchior -autographe Handschrift-, Dreßden im Monath May.Ao. 1717, Besitz der Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Zwinger)
* 1727 hält in Paris der französische Technologe und Biologe Réaumur (Erfinder des Thermometers) einen Vortrag über die Herstellung des europ. Porzellans und bezeichnet v.Tschirnhaus als den Erfinder. (H.St.A.Dresden Loc.1341) :"Die Academie hat einen ihrer Glieder, Herrn Tschirnhausen, gehabt, welcher das Arcanum eines Porcellaines, welches dem ansehen nach eben dasselbe ist, so in Sachsen gemacht wird, erfunden..."
* Ein weiterer Zeitzeuge ist Herr Peter Mohrenthal aus Dresden. Er schreibt 1732:
"Ganß Sachsen wird so leicht den Herrn von Tschirnhausen nicht vergessen, und sein Ruhm wird ewig bestehen, so lange nehmlich, als die Porcellain-Fabriqve in Meißen welche nächst der Chinesischen, ihres gleichen in der Welt nicht hat,... Denn eben der Herr von Tschirnhausen ist derjenige, so die Massam zu Porcellain am ersten glücklich gefunden, und hat sie nach ihm der bekannte Bötticher völlig ausgearbeitet... Der Tod nehmlich unterbrach alle schönen Bemühungen des Herrn von Tschirnhausen, welche die Welt nicht mit Golde bezahlen kann."
Beweis: (P.G.Mohrenthal: Lebens-Beschreibung des Welt-berühmten E.W.von Tschirnhaus in gleichen Nachrichten von seinen Schriften und seltenen Erfindungen. In: Curiosa Saxonica, Drittes repoitorium Probe 38 und 39.Dresden 1731).
 
• Autor: Dorothea F. Voigtländer
E-Mail: redaktion@weltexpress.info
Abfassungsdatum: 12.01. 2008
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Quelle: www.weltexpress.info
Update: Berlin, 12.01. 2008


TITELSEITE
Fernsehratespiel `Ich trage einen großen Namen`
Nicht Böttger sondern Ehrenfried Walther von Tschirnhaus hat die richtige Rezeptur für Porzellan gefunden
 
 Der Nachfahre des berühmten Erfinders, Christof von Tschirnhaus (2.v.r.), erzählte in der Fernsehserie die richtige Geschichte
Bonn / Baden–Baden (Weltexpress) – Die Frage war wohl zu schwierig für das Rateteam in der Sendreihe „Ich trage einen großen Namen“ des Südwestfunks. Denn da trat ein für die Zuschauer und die Fragesteller bisher unbekannter Mann auf, der einen berühmten Namen trägt und der zu erraten war. Der zweite Name war der des ersten Kosmonaten Dr. Siegmund Jähn, und seine Tochter war im Studio, doch sie hatte Glück: denn in nur wenigen Minuten war die richtige Antwort gefunden, nämlich die des ersten deutschen, damaligen DDR-Kosmonauten Dr. Sigmund Jähn.
Und dann kam der Kandidat aus Lübeck an die Reihe, den wir in weltexpress.info schon mehrmals im Rahmen einer großen „Krimiserie der Kunst und Erfindung“ erwähnt hatten. An ihm biss sich das Rateteam tatsächlich die Zähne aus: Roger Willemsen, Julia Westlake und Malte Arkona. Sie mussten allerdings auch weit in die Vergangenheit zurückgehen, war doch der zu erratende Vorfahr vor 300 Jahren gestorben. Und genau nach 300 Jahren, nämlich zum 300. Todestag seines berühmten Vorfahren, am 11. Oktober 2008, hatte weltexpress.info die richtige historische Nachricht mit allen Quellen- und Archivangaben von Historikern, Wissenschaftlern und dem berühmten Nachfahren gebracht. Doch alles Fragen des sehr intelligenten Rateteams trugen keine Früchte. Moderator Wieland Backes ließ die Ratezeit ablaufen, und immer noch kein Ergebnis. Im vollbesetzten Zuschauerraum des Baden-Badener Studios und bei den drei Teilnehmern des Rateteams machte sich Verwirrung breit. Frage: Wer sollte das denn sein?
Dann kam es von Wieland Backes an den Tag, denn gemeint war der echte Porzellanerfinder Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, dessen Nachfahre Christof von Tschirnhaus lachend auf seinem Studiostuhl saß. Doch dann informierte er, zusammen mit dem Moderator, dass es nicht, wie es fast 300 Jahre lang geglaubt wurde, Johann Friedrich Böttger gewesen war, der das echte Porzellan, das „weiße Gold“ erfunden hatte, sondern dessen Lehrer und Mentor und damit der Vorfahr von Christof von Tschirnhaus, nämlich Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Das wäre die richtige Antwort gewesen.
Begeistert applaudierte das Publikum und hörte dann gespannt zu, wie der Diamantgutachter Christof von Tschirnhaus aus Lübeck in Kurzform die Richtigkeit dieser Erfindung seines Vorfahren ins rechte Licht rückte. Damit brachte er die „Böttger-Legende“ einmal mehr zu Fall, die schon seit längerer Zeit von Wissenschaftlern und Historikern ebenfalls korrigiert wurde. Doch offensichtlich noch nicht genug für die Bevölkerung, sodass sich die Böttger-Geschichte noch immer gehalten hatte, die Geschichte jenes Apothekergesellen, der sich den Ruhm nach dem plötzlichen Tod des wahren Porzellanerfinders Ehrenfried von Tschirnhaus anheftete, nachdem er die geheime Rezeptur durch List erfahren hatte und dann damit Porzellan herstellen konnte – allerdings erst ein halbes Jahr nach dem Tode des Erfinders. Denn der Nachlassverwalter Melchior Steinbrück hatte diese Unterlagen an Böttger weitergegeben und er heiratete auch noch die Schwester von Böttger. Welch ein Zufall!
Nach der Sendung in Baden-Baden wollte es sich das Rateteam nicht entgehen lassen, noch einmal persönlich alle Details dieses historischen Krimis von Christof von Tschirnhaus persönlich zu erfahren. Drei Stunden lang erklärte der Lübecker nun alle Einzelheiten, und das Rateteam war hell auf begeistert. Sie jedenfalls werden den Namen des wahren und echten Porzellanerfinders Ehrenfried Walther von Tschirnhaus nie mehr vergessen.
Diese Fernsehsendung brachte es nun einmal mehr an den Tag, was in weltexpress.info mehrmals ausführlich und mit Leserbriefen teilweise auch kontrovers diskutiert worden war. Damit ist ein 300-Jähriger Porzellankrimi ist nun endlich gelöst. Neue und alte Quellen haben das Geheimnis gelüftet: Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651-1708), ist der Vater des europäischen Hartporzellans. Sein Todestag jährte sich am 11.Oktober 2008 zum 300. Mal, und ein Nachfahre, Christof von Tschirnhaus aus Lübeck, der jahrlang um die wahre Urheberschaft gestritten und Beweise für die Richtigkeit gesucht und gefunden hat, ist nun zufrieden. Es war also nicht der Gehilfe, der Alchimist und angebliche Goldmacher Johann Friedrich Böttger (1682-1719), sondern der sächsische Gelehrte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, deutscher Naturforscher, Mathematiker, Physiker und Philosoph.
Er erfand die in ganz Europa berühmt gewordenen Brennlinsen-Apparate bereits im Jahre 1687-1692, die eine höhere Temperaturleistung hatten, Grundstein letztlich auch dafür, dass er damit die ersten Porzellankügelchen schmelzen konnte. Nach jahrelangen Forschungen erhielt er am 25. Juni 1708 aus Schneeberg eine Probe Kaolin, die beste Porzellanerde Sachsens, die berühmte „Auer Erde“, eine wichtige Grundsubstanz zur Herstellung von Porzellan, benannt nach Kaoling, dem bis dahin chinesischen Fundort gleichen Namens. Diese lockere Masse aus weichem Gestein, die „neue“ Porzellanerde, hatte von Tschirnhaus noch in den Händen gehabt und damit einen Becher gebrannt, sein Premierenstück. So gelang ihm noch wenige Wochen vor seinem Tod die wissenschaftliche Entdeckung der Porzellanherstellung – sein größter Erfolg. Kurz nach dieser Entdeckung und nur wenige Monate vor seinem Tod am 11. Oktober 1708 wurde er vom sächsischen König August dem Starken zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur ernannt. Der König versprach Geld, eine Pension und Grundbesitz für ihn und seine Kinder.
Als Tschirnhaus während seiner Erkrankung an der „Roten Ruhe“ sein möglicherweise baldiges Sterben nahen spürte, übergab er seinem Vertrauten Pabst von Ohain ein Kästchen mit versiegelten Schriftstücken. Später machte sich der dubiose Nachlaßverwalter Steinbrück von dem wissenschaftlichen Nachlass mit der Geheimrezeptur über die Herstellung von Porzellan eine Abschrift, die er dann Böttger weitergab. Zu erinnern bleibt noch, dass der wahre Erfinder völlig unerwartet im Alter von nur 57 Jahren an der „roten Ruhr“ am 11. Oktober 1708 verstarb. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: "Triumph Victoria".
• Autor: Dorothea F. Voigtländer
E-Mail: redaktion@weltexpress.info
Abfassungsdatum: 22.01. 2009
Foto: © Christof von Tschirnhaus
Verwertung: Weltexpress
Quelle: www.weltexpress.info
Update: Berlin, 23.01. 2009


 


 

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